Im Oktober 2014 berichtete Henning Rennekamp über die Dortmunder Fanszene und die gemeinsam mit dem Verein gestarteten Aktionen gegen Neonazis und Rassismus im Umfeld von Borussia Dortmund. Neun Monate später hat sich einiges getan, doch rechte Hooligans und Neonazis versuchen weiter immer im Umfeld des BVB zu agitieren.
Von Redaktion Fussball-gegen-Nazis.de
In der Sommerpause ist es rund um Testspiele von Borussia Dortmund vermehrt zu Aktionen von rechten Hooligans und organisierten Neonazis aus Dortmund gekommen. Beim Testspiel der zweiten Mannschaft des BVB am 9. Juni in Lünen gerieten Neonazis und Hooligans aus dem Umkreis der Dortmunder Hooligangruppe "Borussenfront" mit Ultras der Gruppe "The Unity" aneinander. Auch beim Testspiel der ersten Mannschaft gegen den VfL Bochum am 18. Juli war eine große Gruppe Dortmunder Neonazis, die vor allen Dingen der Partei "Die Rechte" zuzuordnen sind, auf der Suche nach körperlichen Auseinandersetzungen mit Bochumer Fans.
Klare Stellungnahme des Vereins
Nach den Vorfällen beim Spiel in Bochum, äußerte sich der BVB deutlich und forderte die eigenen Fans auf "sich rechtsextremen Gruppierungen weiterhin entschlossen und solidarisch, dabei aber jederzeit gewaltfrei entgegen zu stellen." Außerdem stellte der Verein klar: "Borussia Dortmund steht für Vielfalt, Toleranz und distanziert sich durch sein Engagement deutlich von Rassismus und Diskriminierung." Ähnlich wie zuletzt Werder Bremen positioniert sich der BVB damit eindeutig gegen rechte Hooligans und Neonazis. Doch nicht nur der Verein geht gegen die Rechten nun in die Offensive. "Ein Großteil der Fans möchte sich gegen Diskriminierung und Neonazis engagieren. Wir als Verein versuchen sie dabei natürlich wo es nur geht zu unterstützen" sagte Daniel Lörcher, Fanbeauftragter des BVB, über das Engagement der Dortmunder Fans.
Ultragruppen positionieren sich gegen Rassismus
Eine der Kernfragen von Henning Rennekamp vor neun Monaten war, ob sich die beiden Ultragruppen "The Unity" und "Jubos" in Zukunft offen und klar gegen rechte Tendenzen positionieren werden. Auf der Dortmunder Südtribüne haben die Ultras gerade für junge Fans eine nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion. Nachdem am 1. Mai 2015 Ultras von Schalke 04 eine Demo der Partei "Die Rechte" blockierten, kündigte diese ein "spannendes Derby" an. Die "Jubos" bezogen daraufhin mit einem Spruchband "@DieRechte: Ihr habt mit unserem Derby nicht zu tun. Verpisst euch!" klar gegen die als Nachfolgeorganisation des verbotenen "Nationalen Widerstand Dortmund" geltende Partei Stellung. Die Auseinandersetzungen beim Spiel in Lünen zeigen, dass auch Ultras von "The Unity" Neonazis im Umfeld des BVB nicht mehr dulden. Die Unterstützung eines Protestcamp von Flüchtlingen durch Dortmunder Fans und Ultras macht deutlich, dass antirassistische Arbeit inzwischen ein wichtiger Teil der aktiven Fanszene geworden ist.
Klare Botschaft der "Jubos" für die Partei "Die Rechte": Die soll verschwinden. (Quelle: Schwatzgelb.de)
Neonazis meiden die aktiven Fans – rekrutieren aber im Publikum der 2. Mannschaft
Die Rechten besuchen als Gruppe bewusst keine Pflichtspiele der ersten Mannschaft, um den Ultras, die sich inzwischen klar gegen Nazis positionieren, aus dem Weg zu gehen. "Personen aus dem Kreis der Borussenfront und auch der Partei "Die Rechte" versuchen bei Testspielen und auch bei Spielen der 2. Mannschaft Präsenz zu zeigen. Gerade wenn die 2. Mannschaft parallel mit der 1. spielt, wie zuletzt in Münster" beschreibt Lörcher das Ausweichen der Rechten vor der Dortmunder Fanszene. Beim letzten Saisonspiel in Münster zeigte eine größere Gruppe rechter Hooligans eine Halbzeit lang eine Zaunfahne mit der Aufschrift "Borussenfront – Ein Mythos stirbt nie". Da die 1. Mannschaft des BVB am gleichen Tag ein Heimspiel gegen Werder Bremen hatte, konnten sich die rechten Hooligans offen bewegen. Rund um die Spiele der Dortmunder Zweitvertretung versuchen sie außerdem junge Fans die aufgrund von Stadionverboten die Spiele des Bundesligateams nicht besuchen dürfen zu rekrutieren.
Der BVB ist auf einem guten Weg
"Die jüngsten Entwicklungen in der Ultraszene und im Verein stimmen uns mehr als positiv. Nur zusammen können wir uns dem braunen Pack entgegenstellen und die BVB-Familie vor Rechtsradikalen schützen" schreibt die Initiative "Ballspiel.vereint" nach den Vorkommnissen in Bochum. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, "langfristig einen antidiskriminierenden Grundkonsens in der Dortmunder Fanszene zu etablieren". Die DortmunderInnen sind auf einem guten Weg Neonazis und rechte Hooligans komplett aus dem Umfeld des BVB zu vertreiben. Jetzt gilt es die positive Entwicklung sowohl innerhalb der Fanszene als auch beim Verein zu nutzen und langfristig antirassistische und antidiskriminierende Arbeit zu etablieren. Auch wenn Nazis beim BVB inzwischen glücklicherweise nicht mehr toleriert werden und auch außerhalb des Westfalenstadions mit Gegenwehr zu kämpfen haben, gibt es wie bei jedem anderen Verein im Kampf gegen jegliche Form der Diskriminierung noch einiges zu tun.