Ausschnitt aus dem Titelbild der Broschüre „Nachfragen, Klarstellen, Grenzen setzen – Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD“ der Amadeu Antonio Stiftung
Amadeu Antonio Stiftung

Wie umgehen mit der AfD in den Medien?

Die AfD ist eine rechte Partei. Doch wie weit rechtsaußen steht sie? Kann man das überhaupt über die ganze Partei sagen? Muss man sie einbeziehen - und wenn ja, wie? Diesen Fragen widmet sich die Handreichung  „Nachfragen, Klarstellen, Grenzen setzen – Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD“ der Amadeu Antonio Stiftung. Heute: Auseinandersetzung mit der AfD in den Medien: Wie berichten, ohne die rassistischen, abwertenden und demokratiefeindlichen Argumentationen zu stärken?

Dieser Text ist eine Langfassung zum Text in der Handreichung „Nachfragen, Klarstellen, Grenzen setzen – Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD“ der Amadeu Antonio Stiftung (Download-Link unten).

Von Simone Rafael
 

# Analyse statt PR

Über die AfD muss berichtet werden – aber nicht über jede Kleinigkeit. Weder hochschreiben noch verschweigen, das ist die Kunst. Gut funktionieren Sammel-, Überblicks- und Analyseartikel.
 

# Zahlen und »Fakten« hinterfragen

Umfragen und Statistiken haben immer Autor_innen, manche stehen der AfD nah (vgl. NDR). Es sollte nicht jede Sensationszahl unkommentiert übernommen werden. AfD-Redner_innen überwältigen Mitdiskutant_innen oftmals mit Zahlen und vorgeblichen Fakten. Stets sollten Quellen erfragt und »Fakten« auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden.
 

# Menschenfeindliche Positionen benennen

Die AfD vertritt rassistische, sozialdarwinistische, wohlstandschauvinistische und sexistische Positionen. Diese sollten nicht nur als solche benannt werden – wichtiger ist es zu erklären, warum diese problematisch sind (Hilfe: ngn) . Auch hinter scheinbar konservativen Themen steckt häufig eine Abwertung von Minderheiten.
 

# Interview: Gut fragen

In Interviews helfen Fragen – konsequent und bis zum Kern einer Aussage. Rechtspopulist_innen arbeiten mit Ängsten, Anschuldigungen und Mutmaßungen – Lösungen haben sie selten. Zur Konsequenz ihrer Forderungen stehen sie auch ungern (siehe „Schießbefehl“-Aussage von Frauke Petry). Außerdem Quellen von angeblichen „Fakten“ hinterfragen, die als Argumente gebracht werden – oft genug wurden AfD-Mitglieder hier bereits beim Lügen ertappt (vgl. Berliner Kurier)
 

# Interviewrunden: Mit guter Vorbereitung

Wenn AfD-Politiker_innen in Interviewrunden sitzen: Ist der oder die  Moderator_in einem geschulten Agitator inhaltlich gewachsen? Sind des die Mitdiskutierenden? (nicht den „Klassiker“, der aktuell oft zu sehen ist: Geschulter AfD-Politiker mit politisch wenig bewanderter Schauspielerin, die dann die Demokratie argumentativ vertreten soll). Macht auch einfach das Gespräch interessanter!
 

# Fernseh-Talkshows: Es geht auch ohne AfD

Viele Fernseh-Talkshows haben aktuell Freude an vermeintlich noch einladbaren, weil nicht rechtsextremen, aber konfrontativen AfD-Gästen. Damit bekommen aber die gegen Gleichwertigkeit gerichteten und rassistischen Aussagen von AfD-Politiker_innen eine Bühne. Es reicht, diese Diskurse ab und zu im Gespräch mit AfD-Politikern zu widerlegen, nicht ständig. Moderatoren stellen sich in ihren Fragen gern als „Anwälte“ der Zuschauer_innen dar. Dabei sollten sie nicht nur Perspektiven von „besorgten Bürgern“ übernehmen, sondern auch die von Geflüchteten oder anderen Minderheiten.
 

# Ausgewogenheit ohne Selbstdarstellung

Muss die AfD immer mit befragt werden, um ausgewogen zu berichten? Wenn sie immer alle Parteien befragen, die bei Ihnen zur Wahl antreten, kommen sie kaum darum herum. Wenn Sie sonst auch auswählen – dann nein. Wenn es daran Kritik gibt? Muss man sie aushalten. Und am besten begründen, warum man der AfD kein Podium bieten will. Alternative: Positionen referieren, aber nicht direkt zitieren (weniger Möglichkeit zur Selbstinszenierung).
 

# Umgang mit Sachpositionen: Gründe benennen

Bei Berichten über AfD-Sachpositionen auch die wirkliche Intention benennen, denn die ist nämlich oft anders als bei anderen Parteien (z.B. AfD wehrt sich gegen „Frühsexualisierung“ an Schulen – Wirkt wie: Sorgt sich um Kinder – Gemeint ist: Abwertung von Homosexuellen, Trans- und queeren Menschen).

 

Mehr Informationen: 

Einwanderung und Integration gehören zu den Dauerthemen der medialen Berichterstattung, doch die Beiträge zu diesen Themen sind oft von Stereotypen geprägt. Der Mediendienst Integration unterstützt Journalist_innen bei ihrer Recherche zu diesen Themen und leistet einen
wertvollen Beitrag zu einer differenzierten und rassismuskritischen Berichterstattung. 

www.mediendienst-integration.de

 

 

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