31.10.2011 ... Nach den Rechten sehen

Limbach-Oberfrohna: "Keine Empathie für die Opfer" +++ Schlimm: Islamfeindlicher Massenmörder Anders Breivik fordert "mildernde Umstände" +++ Neonazi-Prozess in Montabaur: Fünf rechte Schläger müssen ins Gefängnis.

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Limbach-Oberfrohna: "Keine Empathie für die Opfer"
Zwei Schulen aus Limbach-Oberfroha beschweren sich über einen MDR-Fernsehbeitrag im Maganzin "Exakt", der u.a. darüber berichtet, dass ein Schüler, der sich gegen Nazis engagiert, an zwei Schulen derart gemobbt und zudem von der Schulleitung nicht unterstützt wurde, dass er inzwischen eine Schule außerhalb von Limbach-Oberfrohna besucht. Die beiden Schulen sehen sich im Fernsehbericht falsch dargestellt. Der zuständige "Exakt"-Redakteur Christian Werner sagt zu der Reaktion der Schulen: "In beiden Briefen fehlt jede Empathie mit dem betroffenen Schüler sowie eine entsprechende Empörung über das offensichtlich rechtsextreme Gedankengut einiger Schüler. Aus seiner Sicht wurde keine der genannten Schulen als Hort des Rechtsextremismus diffamiert. "Es war immer die Rede von einigen Schülern und nicht von allen oder der Mehrheit", sagt Werner (Freie Presse, MDR Manuskript, Beitrag auf Youtube).
Über die Situation in Limbach-Oberfrohna berichtet heute anlässlich der Nominierung des "Bunten Bürgerforums für Demokratie" zum Sächsischen Förderpreis für Demokratie auch netz-gegen-nazis.de.

Schlimm: Islamfeindlicher Massenmörder Anders Breivik fordert "mildernde Umstände"
Diese Nachricht dürfte wie Hohn in den Ohren von Überlebenden und Angehörigen von Opfern des Massakers in Norwegen klingen. Die Anwälte des Massenmörders wollen beim bevorstehenden Prozess wegen "mildernder Umstände" eine geringere Strafe erreichen - unter anderem weil Anders Behring Breivik gezielt Kinder "verschont" habe.
Der 32 Jahre alte Rechtsradikale und Islamhasser hatte am 22. Juli bei seinem Massaker auf der Insel Utoya nahe der Hauptstadt Oslo 69 Teilnehmer eines Jugendlagers ermordet (T-Online News, Sueddeutsche.de).

Neonazi-Prozess in Montabaur: Fünf rechte Schläger müssen ins Gefängnis
Westerwaldlkreis - Das Jugendschöffengericht in Montabaur hat fünf rechtsextreme Schläger zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Männer zwischen 23 und 32 Jahren hatten im Oktober 2010 einen Szene-Aussteiger (30) an der Grillhütte in Höhr-Grenzhausen brutal zusammengeschlagen. Das Opfer erlitt mehrere Brüche im Gesicht und diverse Blutergüsse. Die Angeklagten müssen dafür nun zwischen 2,5 und 3,75 Jahre ins Gefängnis (Rhein-Zeitung).

Märkisch-Buchholz (Brandenburg): Widerstand gegen NPD-Jugendzentrum
Die Stadt Märkisch-Buchholz will gerichtlich gegen ein Jugend- und Freizeitzentrum der NPD vorgehen. Die Stadtverordnetenversammlung hat am Donnerstagabend einstimmig beschlossen, den Kaufvertrag für das Haus anzufechten. Die Stadtverwaltung spricht von einer arglistigen Täuschung. Die NPD sei nie als Käufer aufgetreten, sondern eine Privatfrau. Bei ihr handelte es sich um die Ehefrau des NPD-Chefs im Kreis Dahme-Spreewald. Sie behauptete, in dem Haus lediglich wohnen zu wollen. Von einer Nutzung als Versammlungsstätte der Rechtsextremen sei nie die Rede gewesen (rbb online).

Berlin: Graffitis von und gegen rechts
Unbekannte schändeten am Samstagnachmittag mit schwarzer Farbe das Denkmal zum Rummelsburger Arbeiterwiderstand in der Zeit des Nationalsozialismus mit Hakenkreuzen. Und an der NPD-Parteizentrale in Köpenick nahmen Polizisten in der Nacht zu Samstag eine 17-Jährige fest, die mit Graffiti Schriftzüge an die Wand gesprüht hatte (B.Z., )

Bochum: 1100 Menschen demonstrieren gegen Nazis in Langendreer
Mit einem Protestzug haben am Samstag 1100 Menschen in Bochum-Langendreer gegen Neonazis im Stadtteil demonstriert. Aufgerufen hatte die Initiative "Langendreer gegen Nazis" (DerWesten).

150 Plauener demonstrieren gegen die NPD
Rund 150 Plauener haben am Samstag gegen eine Kundgebung der NPD demonstriert. "Die Demonstranten haben ihren Protest friedlich formuliert und eine Menschenkette am Wendedenkmal gebildet", sagte am Samstag Stefan Kademann von der Gewerkschaft IG Metall. Auslöser der Proteste war ein Infostand der NPD. Dort wollten die Rechtsextremen gegen Ausländer mobil machen, nachdem eine junge Frau in dieser Woche an einer Haltestelle von einem Asylbewerber vergewaltigt worden war (BILD, mdr).

ARD-Film über Erwin Rommel basiert teilweise auf Buch des rechtsextremen Autors David Irving
Für den SWR dreht derzeit die Produktionsfirma "Teamworks" einen Film über NS-Generalfeldmarschall Erwin Rommel, genannt der "Wüstenfuchs". Die Stuttgarter Historikerin Cornelia Hecht war als Expertin zu den Dreharbeiten hinzugezogen worden und verließ diese nun unter Protest. Hecht wirft den Filmproduzenten „eine fragwürdige Darstellung“ des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel vor. Vor allem kritisiert sie, dass der Drehbuchautor viele Dialoge und Zuordnungen aus dem Buch „Rommel“ des Briten David Irving übernommen habe. Irving wird in rechtsextremen Kreisen als Revisionist geschätzt. Auch Historiker, die die Familie Rommels für eine Überprüfung beauftragte, fanden gravierende Mängel. „Braune Soße und Ansichten eines Ewiggestrigen darf man nicht im Film verarbeiten“, sagt auch Rommel-Enkeling Catherine Rommel. (Focus, II).

Sinti und Roma im Fußball: Abseits im eigenen Land
Sinti und Roma werden seit Jahrhunderten ausgegrenzt. Auch im Fußball wird Antiziganismus, die rassistische Ablehnung von Sinti und Roma, weitgehend toleriert. "Zick, zack, Zigeunerpack" gehört für viele Fans zum festen Sprachgebrauch. Im deutschen Fußball ist historischer oder aktueller Antiziganismus (noch) kein Thema (Deutschlandradio).

Fußball: Heterosexuelle Outings wenig hilfreich
Nach Philip Lahm fühlte sich jetzt auch Nationaspieler Arne Friedrich bemüßigt, in einem Buch einmal klarstellen zu müssen, dass er nicht schwul sei. „Ich kann verstehen, dass Prominente irgendwann von Gerüchten genervt sind, wenn man zum Beispiel mit Alkoholismus oder Betrug in Verbindung gebracht wird. Aber Homosexualität ist ja kein Verbrechen“, sagt Tanja Walther-Ahrens (40). Sie hat das Buch „Seitenwechsel“ über Homosexualität im Fußball geschrieben und kümmert sich um das Thema in der Nachhaltigkeits-Kommission des DFB. „Wenn sich Lahm und Friedrich jetzt so betont dagegenstellen, wirkt es, als würden sie Homosexualität vehement ablehnen und das ist natürlich nicht hilfreich.“ (BILD).

Ausstellung "Das hat's bei uns nicht gegeben" gastiert in Wiesbaden
Eine Ausstellung der Amadeu Antonio Stiftung im Aktiven Museum Spiegelgasse mit dem Titel „Das hat’s bei uns nicht gegeben“ dokumentiert jetzt im Rahmen der Aktionswochen „WIR in Wiesbaden - Vielfalt, Anerkennung, Demokratie“ die Rolle antisemitischer Strömungen in der DDR (Wiesbadener Tageblatt).

Hessen: Gegen Nazis im Sportverein aktiv werden
Ein oft ausgeblendetes Thema stellt die Verbindung von Sportvereinen und Rechtsextremismus dar, wie sich beim Info-Abend der Sportkreisjugend in der „Ratsschänke“ in Steinbach wieder einmal zeigte. Unter dem Titel „Gießen bleibt bunt - auch der Sport?“ berichtete dort Angelika Ribler, Projektleiterin bei der Sportjugend Hessen, von verschiedenen Fällen und gab Empfehlungen, wie sich Sportvereine vor der Unterwanderung durch Neonazis und rechter Gesinnung schützen können. Es handele sich in Hessen jedoch um „nur sehr wenige Fälle“, schränkte die Referentin ein, „doch die tun dem Sport richtig weh.“ (Gießener Anzeiger)

Köln: „Pro“-Truppe marschiert gegen „Linksautonome“ auf
Die Rechtspopulisten von „pro Köln“ und „pro NRW“ wollen am 19. November zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Domstadt demonstrieren.
Diesmal richtet sich die Aktion gegen das „Autonome Zentrum“ im rechtsrheinischen Stadtteil Kalk. „Keine rechtsfreien Räume in Kalk: Linksautonomes Zentrum schließen!“ soll das Motto der Veranstaltung sein.

raf

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