Neonazi-Aussteiger: Deckname "Pistole" +++ Gedenken: Heute ist der 21. Todestag von Amadeu Antonio Kiowa +++ Hausdurchsuchungen bei Altnazis: Späte Ermittlungen nach SS-Massaker.
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Neonazi-Aussteiger: Deckname "Pistole"
Als 19-Jähriger gründete Manuel Bauer einen rechtsextremen Schlägertrupp, sprengte die Hochzeit eines türkischen Paares und erpresste einen schwulen Geschäftsmann. Dann stieg er aus der Neonazi-Szene aus. Inzwischen sitzt Bauer in Talkshows, warnt Schüler vor den Anwerbetricks der Rechten - und erhebt schwere Vorwürfe gegen Verfassungsschutz und Polizei. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Leute im Verfassungsschutz nicht anders gedacht haben als wir", sagt Bauer. Dem Thüringer Verfassungsschutz wirft er "komplettes Versagen" vor, und er hat auch eine Erklärung dafür: "Viele Beamte waren wohl zu sehr involviert, deshalb haben sie nicht so gut gearbeitet." (Sueddeutsche.de)
"Besseres Hannover" nachhaltig gehackt
Ein Computerfreak (34) aus Hannover hat mit einer gezielten Attacke die Internetseite von „Besseres Hannover“ lahmgelegt. Für etwa vier Wochen war die Homepage der Neonazi-Gruppe nicht erreichbar (Neue Presse).
Rassismus im Eisbären-Fanblock
Es ist nicht für jeden Menschen ein spaßiges Vergnügen, sich unter die nach eigener Sichtweise „besten Eishockeyfans der Welt“ auf die Stehtribüne der Berliner Eisbären in der Arena am Ostbahnhof zu mischen. Das erfuhr eine Gruppe von 30 Jugendlichen aus Wilmersdorf Anfang November beim Spiel der Eisbären gegen Ingolstadt - sie wurde rassistisch angepöbelt. Viele Fanclubs sprechen sich nun gegen Nazis aus (Tagesspiegel).
Gedenken: Heute ist der 21. Todestag von Amadeu Antonio Kiowa
Heute vor 21 Jahre starb Amadeu Antonio Kiowa an den schweren Verletzungen, die ihm am 25. November 2011 ein Mob von 50 rechtsextremen Jugendlichen zugefügt hatte (ngn berichtete). In Eberswalde erinnern heute Initiativen an den Amadeu, der eines der ersten Todesopfer rechtsextremer Gewalt nach der Wende war. Zur Gedenkfeier werden Menschen sprechen, die von Rassismus betroffen sind oder sich gegen Rassismus engagieren, sagte Kai Jahns, Koordinator für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit bei der Stadt Eberswalde, am Montag (ND)
Ort: Gedenktafel für Amadeu Antonio, Eberswalder Straße 26, 16227 Eberswalde
Zeit: Dienstag, 6. Dezember 2011, 17.00 Uhr (Light me Amadeu)
Wenn Nazi-Terror vor allem zu Image-Sorgen führt
Am Wochenende kamen 50.000 Menschen in die Rock 'n' Roll-Arena in Jena, um mit Udo Lindenberg und anderen Künstlern zu feiern und den Nazis abzuschwören. Die Stimmung war großartig, das Publikum hörte aufmerksam den Redebeiträgen von Politikern und Initiativen zu. Wenn da nicht dieses Wort – das Image – über dem Ganzen gegeistert wäre. Das Image der Stadt, das Image des Landes, das Image des Ostens. Das Image dürfe nicht beschmutzt werden. Wer das tue, der sei schlimmer als alle Ignorierer und Verdränger des Rechtsextremismus. Ja, der sei fast so schlimm wie die Nazis selbst. So war die untergründige Gefühlslage, die sich in tosendem Beifall manifestierte, als einige Redner dem Publikum bescheinigten: Jena sei nicht braun, Thüringen nicht und auf gar keinen Fall der Osten. Je größer die Abwehr schmerzlicher Realitäten, desto frenetischer der Applaus. In ihm lag der Misston: Die Menschen hätten dem Image der Stadt, des Landes und des Ostens gedient, wäre das verdrängende Gerede als das empfunden worden, was es ist – eine unangemessene, eine zutiefst unanständige Reaktion auf den Tod von Menschen, die ihrer Herkunft wegen von Nazis ermordet wurden. Egal woher sie kamen, ganz gleich, wer da alles versagt hat (Anetta Kahane in der Berliner Zeitung).
Mehr Geld für Nazi-Opfer
Jüdische Holocaust-Überlebende werden von Deutschland mit insgesamt 485 Millionen Euro entschädigt. Jeder Betroffene - es sind mehr als 16.000 - kann 66 Jahre nach Kriegsende mit etwa 30.000 Euro rechnen (taz).
Hausdurchsuchungen bei Altnazis: Späte Ermittlungen nach SS-Massaker
Fast sieben Jahrzehnte nach dem Massaker der SS im französischen Oradour-sur-Glane bemüht sich die Staatsanwaltschaft Dortmund, doch noch Beteiligte an dem Verbrechen in der Bundesrepublik juristisch zu belangen. Wegen des Verdachts des Mordes durchsuchten Ermittler jetzt die Wohnungen von sechs Tatverdächtigen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Brandenburg. Sie sollen als Angehörige der Waffen-SS-Einheit "Der Führer" im Juni 1944 an der Tötung von mindestens 642 Zivilisten beteiligt gewesen sein. (taz).
Rechtsextremismus in Schwandorf: 1988 Brandanschlag und bis heute Nazis
Vier Menschen kamen 1988 in Schwandorf ums Leben, weil ein Neonazi Feuer legte. Die Stadt hat sich mit der Aufarbeitung des Verbrechens lange Zeit sehr schwergetan (Augsburger Allgemeine). Dabei wäre das wichtig: Noch heute sind nämlich Neonazis in Schwandorf aktiv. (mittelbayerische.de)
Corny Littmann: "Als Schwuler bin ich Objekt der Nazis"
Im Alles-außer-Fußball-Gespräch redet Corny Littmann über Hassbriefe von Nazis, rassistische Gesänge und erzählt, warum er ein NPD-Verbot befürwortet (ZEIT online).
NPD übt sich in Schadensbegrenzung
Angesichts eines drohenden Verbotsverfahrens versucht die NPD, die eigenen Reihen von allzu offensichtlichen Gewalttätern zu reinigen. Dumm nur: Es sind viele. Und die Aktion wirkt doch recht durchschaubar (Endstation rechts, bnr.de).
Nazi-Vereinsmeier in Berlin
Weil das offene Nazitum in Berlin nicht so gern gesehen ist, versuchen die Nazis, sich als harmlos klingende Vereine zu tarnen. Mit zwei Vereinen tritt das neonazistische Spektrum im Berliner Bezirk Lichtenberg auf. Ziel, der beim Vereinsregister registrierten Zusammenschlüsse „Sozial engagiert in Berlin e. V.“ und „Pro Berlin-Lichtenberg e. V.“ ist es, neben der NPD eine juristische Person zum Verträge abschließen zu besitzen. Mit diesen Vereinen können beispielsweise Räume angemietet werden, ohne dass die Vertragspartner direkt wissen, wer ihnen gegenüber sitzt (Störungsmelder).
Skinheads verprügeln Jugendlichen
Zwei Skinheads sollen aus ausländerfeindlichen Gründen einen türkischstämmigen Jugendlichen im niederbayerischen Deggendorf verprügelt haben. Zunächst sei es auf dem Christkindlmarkt zu üblen Beleidigungen gekommen, dann habe der 15-Jährige von den rechten Angreifern einen Kopfstoß und einen Faustschlag erhalten (Sueddeutsche.de).
FSV Zwickau sucht Zeugen ...
... für die rechtsextremen und antisemitischen Gesänge im Stadion. Wer da war: Bitte melden! (mdr)
Führende Kader der "Kameradschaft Aachener Land" in Haft
Das Landgericht Aachen hat am Montag zwei führende Kader der „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) wegen des Angriffs auf eine Demonstration von Nazigegnern und eines Körperverletzungsdeliktes gegen einen Polizisten verurteilt.
Das Gericht bestätigte damit ein Urteil aus Erster Instanz. Das Amtsgericht Aachen hatte Denis U. aus Düren und Joachim G. aus Aachen schon zu Jahresbeginn verurteilt. Dem schon mehrfach strafrechtlich aufgefallenen U. droht wegen des neuen Urteils (bnr.de berichtete) eine längere Haftstrafe, derzeit sitzt der KAL-Kader zudem wegen „Wiederholungsgefahr“ in Untersuchungshaft (An-online, BNR.de).
Neuordnung der Demokratiearbeit in Meckelenburg-Vorpommern
Das Bildungsministerium übernimmt künftig die Regionalzentren für demokratische Kultur. Gegenwärtig ist das gesamte Programm „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken“ noch beim Sozialministerium angesiedelt. Darauf haben sich Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) und Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) im Zuge der Koalitionsverhandlungen geeinigt. Den Kampf gegen Rechtsextremismus mit Bildung zu verzahnen, wertet Manuela Schwesig als „eine gute Entscheidung“ (Nordkurier).
Aktionen:
- Lichter gegen Terror von Rechts in Schwabach am 10. Dezember (Nordbayern.de)
- Demonstration „Hand in Hand gegen Rechtsextremismus und Rassismus! in Mainz am 10. Dezember 2011 (Allgemeine Zeitung)
- "GehDenken" am 16. Dezember in Siegen (DerWesten)
Nazis im Netz
Nicht nur auf eigenen Webseiten verbreiten Rechtsradikale ihr Gedankengut, sondern auch in allgemeinen Foren. Die Betreiber sind daran nicht unschuldig (Freitag.de).
raf