Nach den Rechten sehen: Wolfsburg: Rückwärtsgewandter "Tag der deutschen Zukunft" +++ Aussage wird erwartet: Angeklagter belastet Ex-NPD-Funktionär im NSU-Prozess +++ NSU-Prozess: Die Akte Nicole Schneiders.
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Wolfsburg: Rückwärtsgewandter "Tag der deutschen Zukunft"
Beim extrem rechten Aufmarsch zum "Tag der deutschen Zukunft" (TddZ) haben etwa 570 Neonazis in einem Wolfsburger Gewerbegebiet demonstriert, mehrere Tausend Personen nahmen an Gegenprotesten teil. Damit ist die Teilnehmerzahl beim einstigen Zugpferd der Neonazi-Bewegung in Norddeutschland erneut zurückgegangen. (Publikative.org) Die Angaben über die genaue Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Gegenprotesten schwanken deutlich: Die Polizei spricht von rund 2.500 Demonstrierenden gegen rechts - die Stadt Wolfsburg und die Gewerkschaft IG Metall dagegen von mehr als 8.000. (NDR Online, Wolfsburger Nachrichten)
Aussage wird erwartet: Angeklagter belastet Ex-NPD-Funktionär im NSU-Prozess
Wenn am Dienstag der NSU-Prozess in München in seine nächste Runde geht, werden sich wohl auch zwei der Beschuldigten zu den Vorwürfen äußern. Carstens S. will dabei nach Informationen des "Focus" Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben schwerer belasten als bislang angenommen. (Focus Online) S. behauptet, Wohlleben sei in die Planungen der Terrorgruppe eingebunden gewesen. (Der Westen) "Jeder Auftrag des Trios hat die Einbindung und Entscheidung des Ralf Wohlleben bedingt", zitiert "Focus" aus den Unterlagen. Das gelte "selbstverständlich auch für die Beschaffung der Schusswaffe". (Zeit Online)
NSU-Prozess: Die Akte Nicole Schneiders
Nicole Schneiders verteidigt Ralf Wohlleben im NSU-Prozess. Eine Nazi-Anwältin will sie nicht sein. Neue Akten belegen: Der Verfassungsschutz hat sie jahrelang als Teil der rechten Szene beobachtet und soll sie sogar als V-Frau im Visier gehabt haben. (Stern.de, Welt Online) Schon als Teenager hat Nicole Schneiders regelmäßig an Neonazi-Treffen teilgenommen. Nach einer kurzen NPD-Karriere in Jena, wo sie auch Ralf Wohlleben kennenlernte, führte sie der Verfassungsschutz als Mitglied in der "Kameradschaft Karlsruhe", einer der aktivsten, gewaltbereiten Neonazi-Gruppen in Baden-Württemberg. Hier spielte Schneiders eine wichtige Rolle: Sie schulte die braunen Kameraden beispielsweise in Versammlungs- und Waffenrecht, war Ansprechpartnerin für die Polizei bei einer Demonstration. (Focus Online)
Rassismusvorwürfe in Berlin-Wedding: Streit im Strandbad Plötzensee
Das Musikfestival "BeLaSound" wird nicht im Strandbad Plötzensee stattfinden. Veranstalter Jan Stens sagt, fremdenfeindliche Beleidigungen und Übergriffe des Personals seien der Grund. Der Betreiber des Bads, Erik Müller, weist jegliche Vorwürfe von sich. (Tagesspiegel, Berliner Zeitung, taz)
Aufarbeitung: Die NSU-Morde und der große Fehler
Wie NSU-Terroristen unerkannt zehn Menschenumbringen konnten, das sollte eine Bund-Länder-Kommission ergründen. Ihr Bericht zeigt: Auch die Aufklärer scheitern an rassistischen Vorurteilen. (Frankfurter Rundschau)
Neue Attacke gegen Linke in München: Verdächtige sind bekannte Rechtsextremisten
Seit Beginn des NSU-Prozesses häufen sich in München Angriffe und Sachbeschädigungen. Zuletzt hat ein Trio Parolen gegen Linke auf Straßen geschmiert - einer der Verdächtigen ist als Mittäter des Neonazis Martin Wiese bekannt. (Sueddeutsche.de)
NSU-Prozess: Der emotionale Kampf der Mordopfer-Familien
Die Familien der NSU-Mordopfer haben bereits einige emotionale Herausforderungen hinter sich. Nun stehen die nächsten an. Und an denen hängt sehr viel. (Augsburger Allgemeine)
Antisemitismus bei Katholiken: Bischof erzürnt über Judenwitze im Priesterseminar
Sie machten Witze über Juden, auch der Vorwurf einer Feier am Geburtstag von Adolf Hitler steht im Raum: Mehrere Studenten haben das Würzburger Priesterseminar in Verruf gebracht. Der örtliche Bischof droht jetzt mit Konsequenzen. (Spiegel Online) Bischof Friedhelm Hofmann hat die Judenwitze von Studenten des Würzburger Priesterseminars verurteilt. Eine externe Kommission soll die Vorwürfe prüfen. (Mittelbayerische Zeitung)
Wolfen: Rechtsextremer Übergriff bei Schul-Abschlussfeier
Bei einer Abschlussfeier an der Sekundarschule Wolfen I sollen Jugendliche ihre Mitschüler und eine Lehrerin mit Hakenkreuzen beschmiert haben. Das berichteten Augenzeugen am Freitag. Die Polizei ist eingeschritten und versucht die Handlungsabläufe aufzuklären. (Mitteldeutsche Zeitung, Spiegel Online)
Berlin: Rassistischer Busfahrer beleidigt Frau und schlägt Tochter
Schlimmer Vorfall in einem Berliner Linienbus: Der Fahrer beleidigte eine Frau rassistisch und schlug ihre Tochter. Deren Haare klemmte er anschließend in die Tür und fuhr los. Erst andere Fahrgäste konnten den Spuk stoppen – Am Ende wartete die Polizei. (Focus Online)
Braune Gesinnung: Der Rassismus der braven Bürger
Ahmed Tihar weiß genau, wie es sich anfühlt, Opfer von Alltagsrassisten zu werden. Zum Beispiel wenn er wieder mal beim Bäcker oder im Speisewagen der Bahn absichtlich nicht bedient wird. Der studierte Mathematiklehrer kam 1992 aus Algerien nach Thüringen. Dort heiratete er eine Frau aus Mühlhausen, wo das Paar noch heute mit ihren drei Kindern lebt. Für seine Reportage hat Journalist Bastian Wierzioch Ahmed Tihar begleitet und außerdem recherchiert, warum die ausländerfeindlichen Einstellungen in den Köpfen der Deutschen zunehmen. (BR Online)
Vom Neonazi zum Philosophie-Studenten: Ein Aussteiger erzählt
Über Jahre steckte Steven Hartung tief in der rechten Szene - bis die großen Zweifel kamen und er ausstieg. Die Vergangenheit holt den früheren Kameradschaftsleiter immer wieder ein. Auch durch den NSU-Prozess: Einer der Angeklagten ist ein alter Bekannter - Ralf Wohlleben. (Der Westen, Stern.de)