Frank Schwerdt (Jg. 1944) ist stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD und Landesvorsitzender der Partei in Thüringen. Er gilt als enger Vertrauter des NPD-Chefs Udo Voigt. Nach dessen Abwahl im November 2011 verbleibt Schwerdt als letzter Voigt-Vertrauter in der Führungsriege der Bundes-NPD. Im November 2014 wird Schwerdt als stellvertender Bundesvorsitzender im Amt bestätigt.
Anfang der 1960er Jahre studierte Schwerdt Vermessungstechnik. Seinen politischen Weg begann er zunächst in der NPD. Es folgten eine langjährige Mitgliedschaft in der Berliner CDU, ein kurzzeitiges Engagement bei den “Republikanern” und der “Deutschen Liga für Volk und Heimat” sowie die Führung des extrem rechten Vereins “Die Nationalen”, der Neonazi-"Kameradschaften" nahe stand. Seit 1997 ist Schwerdt wieder bei der NPD.
Anfang der 1990er Jahre bemühte sich Schwerdt, die zersplitterte neonazistische Szene in Berlin und Brandenburg unter dem Dach der “Nationalen” zusammenzuführen. Schnell entwickelte sich der Verein unter seiner Führung zu einer wichtigen neonazistischen Vernetzungs- und Sammlungsbewegung in Ostdeutschland. Nach dessen Auflösung stieg Schwerdt im Januar 1998 in den Bundesvorstand der NPD auf. Wenige Monate später wurde er zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt. Bereits Ende desselben Jahres erfolgte eine erneute Verurteilung vor dem Landgericht in Berlin wegen Gewaltverherrlichung: Die thüringische Band “Volksverhetzer” hatte ihre Debüt-CD 1997 bei Schwerdts Label “Vortrag-Buch-Reise” veröffentlicht. Im Lied “Blutrausch” singt sie: “Du hast so ein buntes Schwein vor Dir liegen, hilflos und am Boden. Da nimmst du noch mal Anlauf und springst ihm in die Hoden. (…) Mitten im Gefecht hörst Du auf zu denken. Du willst ihn nur noch töten. Keiner kann Dich lenken”.
Seit seiner Haftentlassung 1999 fungiert der spröde Berliner als Bundesgeschäftsführer der NPD. Im April 2001 wurde Schwerdt auf dem Landesparteitag in Saalfeld zum neuen Landesvorsitzenden der Thüringer NPD gewählt.
Frank Schwerdt spricht sich in Thüringen für die Zusammenarbeit mit der Kameradschaftsszene aus und pflegt seine Kontakte zu den "Freien Kräften", indem er seither auf vielen Neonazi-Veranstaltungen wie beispielsweise den "Thüringentagen der nationalen Jugend", dem "Fest der Völker" oder "Rock für Deutschland" als Redner auf.
Beim Bundesparteitag der NPD im April 2009 in Berlin wird Schwerdt zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Seit der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 ist er Mitglied im Erfurter Stadtrat.
Im März 2008 erhob die Staatsanwaltschaft Berlin nicht nur Anklage gegen den Vorsitzenden der NPD, Udo Voigt, sondern auch gegen Schwerdt und Parteipressesprecher Klaus Beier wegen Volksverhetzung und Beleidigung. Anlass war ein NPD-Kalender, mit dem im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in rassistischer Weise gegen einen dunkelhäutigen Nationalspieler gehetzt worden sei. Die Überschrift des NPD-WM-Planers lautete: “Weiß! Nicht nur eine Trikotfarbe!”.
Schwerdt wurde wegen Volksverhetzung zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Im November 2011 wird Frank Schwerdt als einer von drei stellvertretenden NPD-Vorsitzenden bestätigt. Er ist der einizige Stellvertreter, der nicht auf dem Wunschzettel des neuen NPD-Vorsitzenden Holger Apfel stand.
Im Münchner NSU-Prozess kommen Verbindungen von Schwerdt zum NSU ans Licht. Nach Aussage des Thüringer Heimatschutz-Aktivisten Andre Kapke wurde Schwerdt 1998 von Kapke um Unterstützung des kurz zuvor untergetauchten Trios gebeten. Schwerdt räumt zwar das Gespräch mit Kapke ein, er habe diese aber verweigert. Uwe Mundlos war kurz zuvor als Fahrer für Schwerdt in Thüringen tätig.
Auf Fotos des Antifaschistischen Pressearchivs "apabiz", zeigen Schwerdt im Januar 1998 gemeinsam mit Beate Zschäpe bei einem NPD-Aufmarsch in Erfurt – kurz vor dem Abtauchen des Trios Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt. Während der Zeit ab 2001, als Schwerdt den Landesvorsitz der NPD in Thüringen inne hatte, war der in U-Haft sitzende mutmaßliche NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben Stellvertreter von Schwerdt.
Im November 2014 wird Frank Schwerdt weiterhin als einer der drei stellvertretenden NPD-Vorsitzenden bestätigt, diesmal unter dem neu gewählten NPD-Bundesvorsitzenden Frank Franz. Er hat weiterhin das Amt Recht inne, auch wenn viele der aktuell wichtigen juristischen Verfahren von Anwalt Peter Richter geführt werden.
In seiner Zeit als Landesvorsitzender in Thüringen unterstützte ihn Ralf Wohlleben, der sich seit 2013 als mutmaßlicher Unterstützer der Neonazi-Terrorzelle NSU vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten muss. Im März 2012 musste Schwerdt Kontakte zum NSU einräumen. Uwe Mundlos sei Ende der neunziger Jahre für ihn als Fahrer tätig gewesen.
Frank Schwerdt ist am 22. Oktober 2016 nach Parteiangaben nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.
| Der aktuelle NPD-Bundesvorstand
Aktualisiert am 01.11.2016