Altermedia-Macher gehen in Haft +++ Aktivismus: Neues bei Nazis +++ Nazis und "Occupy": Ausflug in die „Reichshauptstadt“.
Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de
Altermedia-Macher gehen in Haft
Der eine gab sich als kleinlauter "Aussteiger", der andere empfand die Verurteilung als "eine Art von etwas anderem Pulitzer-Preis": Zwei Betreiber der rechtsextremen Hass-Website "Altermedia" sind gestern vom Landgericht Rostock zu Haftstrafen verurteilt worden. Rupprecht Polenz (30) - der sich nach eigenen Angaben von der Szene gelöst haben will - wurde zu 2 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt, Überzeugungstäter Axel Möller (47) zu 2 Jahren und 6 Monaten Haft. In der Neonazi-Internet-Szene gibt es zahlreiche Solidaritätsbekundungen. (taz, Sueddeutsche.de, Störungsmelder, Publikative.org). Während "Altermedia" gestern nicht zu erreichen war, ist die Seite heute wieder online. Sie liegt auf einem rechtsextremen Server in den USA, was den Strafverfolgunsbehörden einen Zugriff unmöglich macht. So geht die Hetze leider weiter.
Aktivismus: Neues bei Nazis
Die rechtsextreme Szene bedient sich auch neuer Aktionsformen. Sie setzt auf Flashmobs, Fackelzüge und ländliche Kleinstädte. Das Motto: "Werde unsterblich!" (Jungle World)
Naziausflug in die „Reichshauptstadt“
Rund 50 Neonazis aus Sachsen und Berlin haben am vergangenen Samstag vergeblich versucht, sich unter die Occupy-Proteste in Berlin zu mischen. Die Polizei konnte die Rechtsextremisten rechtzeitig stoppen. Nachdem die Gruppe am Abend noch in einem Nazizentrum in Lichtenberg gefeiert hatte, kam es in der Nacht zu einem versuchten Angriff mit Äxten und Pfefferspray auf alternative Jugendliche (Störungmelder).
Bandidos: "Bei uns kriegt jeder eine Chance"
Wenn sich Rocker und Rechtsextreme mischen, kommt es zu gefährlichen Gemengelagen aus Gewalt, organisierter Kriminalität und Hass. Das ist öfter der Fall, als es etwa dem Verfassungsschutz lieb ist, der bisher von Einzelfällen spricht, wie "Frontal 21" in diesem Video eindringlich zeigt (ZDF, Video).
Wenn die Meinungsfreiheit für die bayerische "Freiheit" aufhört
Der bayerische Landesverband der rechtspopulistische Partei "Die Freiheit" hat seinen Pressesprecher entlassen - weil er zu offen islamfeindlich auf dem Blog "Politically Incorrect" schrieb (heise.de).
Bochum: Verurteilt wegen volksverhetzendem Pullover
Erstaunliches deutsches Justizsystem:
Das Bochumer Amtsgericht verurteilt Demo-Teilnehmer wegen Pullover mit "AJAB"-Aufdruck (= "All Jews are Bastards", angelehnt an ACAB = All Cops are Bastards) zu vier Monaten Haft auf Bewährung (Dattelner Morgenpost).
JN Bodensee: Blöckchen mit Mittätern
Zum Todestag huldigen die "Jungen Nationaldemokraten Bodensee" Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß - mit Plakaten, Graffits und Holzkreuzen. Dafür wurden nun fünf Männer zu Geldstrafen verurteilt: Die Polizei hatte bei der Kontrolle eines Autos ein entsprechendes Transparent gefunden. Praktisch: Bei der Hausdurchsuchung des mutmaßlichen Täters fand sich ein Schreibblock, in dem dieser als Anführer der Gruppe konkrete Arbeitsaufträge mit Namen für die Aktionen notiert hatte – und auch eine Manöverkritik. So konnte die Polizei noch vier Mittäter ermitteln (Schwäbische.de).
Wegen Erfolges: "Bad Nenndorf bleibt bunt" gründet Verein
Das Bündnis "Bad Nenndorf bleibt bunt" hat sich nun so viele Jahre erfolgreich gegen Neonazis in ihrer Region gewehrt, dass die Beteiligten nun einen Verein gründen wollen, um ihre Arbeit für Demokratie erfolgreich zu verstetigen und zu erweitern (sn-online.de)
Nazi-Tattoos aus Gesicht gelasert
Foto-Geschichte auf Spiegel online: In den USA hat sich ein Nazi-Aussteiger in einer schmerzhaften Prozedur über zwei Jahre Hass-Tattoos aus seinem Gesicht entfernen lassen. Heute arbeitet er gegen die rechtsextreme Szene:
"Wenn ich auch nur ein Kind davon abhalten kann, denselben Fehler wie ich zu machen, wenn ich auch nur eine Familie davor bewahren kann, durch die gleiche Hölle zu gehen, durch die ich ging, dann kann ich mir vielleicht verzeihen", sagte Widner.
Angela Merkel mit Toleranzpreis für Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zu anhaltender Wachsamkeit gegen antijüdische Tendenzen aufgerufen. «Antisemitismus ist in Europa nicht auf dem Rückzug», sagte sie am Montagabend bei der Entgegennahme des Preises für Verständigung und Toleranz. Das Jüdische Museum ehrte Merkel mit dieser Auszeichnung für ihr Engagement um die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte. (Berliner Morgenpost).
Friedrich Ludwig Jahn - Turnvater, Antisemit, Rassist!?
Im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus hält Knut Germar am Freitag den 28.10.11 um 19 Uhr einen Vortrag in der Galerie der Amadeu Antonio Stiftung.
Broschüre zur "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in der Praxis"
Hilft die Theorie der "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" auch für die praktische Projektarbeit? Dieser Frage widmet sich die Broschüre "Die Theorie in der Praxis" der Amadeu Antonio Stiftung, die jetzt erschienen ist und hier zum Download bereit steht:
Veranstaltungskalender Aktionswochen gegen Antisemitismus online
Der Veranstaltungskalender der diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus ist online. Der Kalender umfasst knapp 250 Veranstaltungen, die rund um den 9. November im gesamten Bundesgebiet zum Thema Antisemitismus stattfinden.
raf