12.05.2011 ... Nach den Rechten sehen

Lohmeyers aus Jamel erhalten Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage +++ Keltenmuseum in Glauberg: Rechtsextreme Einstellung der Wachmänner war bekannt +++ Frankreich: Fußball-Nationaltrainer soll rassistische "Geheimpläne" nicht unterstützt haben.

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Lohmeyers aus Jamel erhalten Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage

Heute erhalten Birgit und Horst Lohmeyer aus Jamel den mit 5.000 Euro dotierten Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourages des Zentralrates der Juden. Die Lohmeyers engagieren sich seit Jahren im von Rechtsextremen dominierten Dorf Jamel. So schaffen die Lohmeyers Anlässe, um Menschen nach Jamel zu holen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen: das fünfte Rockfestival "Jamel rockt den Förster" vom 5. bis 7. August, Aktionen zu Kunst am Pfingstsonntag oder die Teilnahme an den Offenen Gärten. Das Ehepaar hofft, dass es andere mit ihrem Einsatz ansteckt. Denn Jamel sei nicht das einzige Dorf mit brauner Kulisse. Es gebe zwar kein Pauschalrezept, doch Widerstand sei immer möglich, apelliert Horst Lohmeyer. "Schließlich gibt es keine Alternative zur Demokratie." (Nordkurier)

Keltenmuseum in Glauberg: Rechtsextreme Einstellung der Wachmänner war bekannt

Der Skandal um zwei NPD-Wachmänner, die bei der Eröffnung des Keltenmuseums in Glauberg arbeiteten, weitet sich aus. Wie jetzt bekannt wurde, hatte einer der beiden Wachmänner schon Tage vor der feierlichen Veranstaltung den Holocaust geleugnet. Diese Äußerungen hörte ein anderer Mitarbeiter bei Aufbauarbeiten in dem Museum Dienstag vergangener Woche (3. Mai) meldete dies der Museumsleiterin - die aber unternahm zunächst nichts (hr, FAZ, Frankfurter Rundschau).

USA: 10jähriger erschießt Neonazi-Vater: Kinder verwahrlost, aggressiv und geistig unterentwickelt

Der Prozess in Kalifornien um den 10-jährigen Sohn eines Neonazis, der seinen Vater erschoss, ergibt Details zum Leben des Jungen und seiner vier Geschwister: Vater und Mutter lieferten sich eine erbitterte Scheidungsschlacht, warfen sich gegenseitig Kindesmisshandlung vor. Hall erhielt schliesslich 2004 das Sorgerecht. Gemäß der «Washington Post» gab es zwar Hinweise, dass die Kinder verwahrlost, aggressiv und geistig unterentwickelt sind. Die Behörden konnten dies aber nie richtig belegen. Der Guardian berichtet, dass der Vater seinen 10-jährigen Sohn in seine gewalttätigen Neonazi-Aktivitäten involviert hatte. Dies könne auch ein bedeutender Faktor im Verfahren werden. Ein Reporter der "New York Times" war Zeuge, wie Jeff einen Tag vor der Tat auf einem Neonazi-Treffen Rassenhass verbreitete, auf dem der Sohn anwesend war. Hall erklärte dem Reporter außerdem, er bringe seinem Sohn bei, wie man ein Gewehr und Nachtsichtgeräte benutzt, und habe ihm einen Gürtel mit SS-Zeichen geschenkt. Hall ist der Kopf des "National Socialist Movement" im Südwesten der USA. Die Partei hat auch eine Kinderorganisation namens "Viking Youth Corps", die nur Jungen und Mädchen aufnimmt, die europäischer Herkunft sind und Kinder von NSM-Mitgliedern.(Basler Zeitung, Spiegel Online).

NPD-Schulungszentren in Eilenburg und Delitzsch sind Hirngespinste

Ins Internet kann man viel hineinschreiben, und so schrieb die sächsische NPD im vergangenen Jahr, sie habe jetzt Schulungszentren in den nordsächsischen Städten Eilenburg und Delitzsch. Dies ist allerdings nur Wunschdenken: Weder der Verfassungsschutz noch lokale Initiativen haben von solchen Aktivitäten Kenntnis - und selbst die lokale NPD weiß nichts davon (LVZ).

Lauchhammer: 200 schwarze Nazi-Plakate

Im Stadtgebiet von Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) sind etwa 200 schwarze Plakate mit rechtsextremen Inhalten entdeckt worden. Von der illegalen Plakatierung seien verschiedene Stadtteile betroffen, teilte die Polizei am Mittwoch in Senftenberg mit. Die Plakate im Format DIN A3 seien wieder entfernt worden (Welt).

Regensburg: Prozess gegen rechtsextreme Barkeeper-Schläger beginnt

Sechs Angehörige der rechtsextremen Skinheads-Szene im Alter zwischen 20 und 39 Jahren müssen sich ab morgen vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Regensburg verantworten. Ein 25jähriger – vermutlich der Rädelsführer – sitzt seit dem 15. Oktober in Untersuchungshaft. Insgesamt sieben Straftaten – begangen in wechselnder Besetzung – listet die seitenlange Anklageschrift auf. Unter anderem wird allen fünf Angeklagten der Rachefeldzug gegen den 22jährigen Barkeeper des „Picasso“ zu Last gelegt (Wochenblatt).

Solingen: Psychisch kranker Neonazi soll über 500 Autoreifen zerstochen haben

In Solingen hat die Polizei einen 35-jährigen Schreiner verhaftet. Er soll in der vergangenen Woche in der Südstadt und in Höhscheid über 500 Autoreifen zerstochen haben. Der 35-Jährige war erst im Februar mit hunderten Hakenkreuz-Schmierereien in der Solinger Innenstadt und in der Südstadt aufgefallen. Er hatte die verbotenen Symbole mit einem roten Edding auf Hauswände, Verkehrszeichen, Stromkästen und an Autos geschmiert. Und dann schreibt das Solinger Tageblatt einen "Lieblingssatz" in diesen Zusammenhängen: "Ein politisch motivierter Hintergrund dafür ist allerdings nicht bekannt." (Solinger Tageblatt)

Frankreich: Fußball-Nationaltrainer soll rassistische "Geheimpläne" nicht unterstützt haben

Frankreichs Fußball-Nationaltrainer Laurent Blanc hat in der Rassismus-Affäre um junge Nationalspieler Unterstützung von der Politik bekommen. Sportministerin Chantal Jouanno nahm den Coach aus der Schusslinie. Es gebe keine Beweise dafür, dass Blanc diskriminierende Pläne befürwortet habe. Blanc war vorgeworfen worden, zusammen mit Mitarbeitern des nationalen Fußballverbandes FFF die Einführung einer Quote von höchstens 30 Prozent für Spieler mit afrikanischem Migrationshintergrund für Sportschulen und Trainingszentren im ganzen Land geplant zu haben (ZEIT).

Überlebender fordert Prozess gegen Täter des Massakers von Sant’Anna di Stazzema

Während in München der Mordprozess gegen den früheren KZ-Aufseher Ivan Demjanjuk in dieser Woche zu Ende geht, sind andere NS-Verbrechen nach wie vor ungesühnt. Während eines Besuchs in Berlin hat jetzt Enrico Pieri, einer der Überlebenden des Massakers von Sant’Anna di Stazzema in der Toskana, die Eröffnung des Verfahrens gegen einen der ranghöchsten noch lebenden mutmaßlichen Täter gefordert, den in Hamburg lebenden Gerhard Sommer. Pieri überlebte als Zehnjähriger unter einer Treppe versteckt das Massaker in der Ortschaft in den Apuanischen Alpen. Ein Verfahren ist allerdings unwahrscheinlich (Tagesspiegel).

Rechtspopulisten gewinnen: Dänemark führt Grenzkontrollen wieder ein

Schlagbäume soll es zwar nicht geben, aber Zöllner, die an der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland "permanent" kontrollieren. Die Rechtspopulisten haben sich durchgesetzt und erfolgreich die Angst vor illegaler Einwanderung geschürt (Sueddeutsche.de).

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