Neben Thilo Sarrazins' kruden islamfeindlichen Theorien heute in der Presse: Neonazis schlagen 27-Jährigen in Bückeburg zusammen +++ NPD plant Rechtsrockkonzert in Berlin +++ Hannover: Aktionen von "Autonomen Nationalisten" an Schulen.
Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de
Heute schreiben - zumindest gefühlt - absolut alle Medien über Thilo Sarrazin und seine islamfeindlichen Thesen. Belltower.news hat das gestern schon getan (hier), alle anderen Berichte gibt es hier. Interessant: Frank Schirrmacher in der F.A.Z. zu Sarrazins Biologismus - und was die Konsequenz ist, die er verschweigt. BILD ist ja gern reißerisch, erklärt dafür aber auch einmal kurz und knapp den Hintergrund von Sarrazins "jüdische Gene"-Aussage und zeigt: Jede Studie lässt sich beliebig interpretieren.
Freuen tut sich vor allem die NPD: "Unsere Aussagen werden damit salonfähiger und es ist dann auch immer schwerer, Volksverhetzungsverurteilungen gegen NPD-Funktionäre anzustreben, wenn wir uns zur Ausländerpolitik äußern, wenn sich etablierte Politiker auch trauen, das zu äußern." (presseportal.de, Welt.de).
Bückeburg: Eine Gruppe von Rechtsradikalen hat am Samstagabend einen 27-jährigen Mann aus Kleinenbremen auf offener Straße verprügelt, getreten und mit Schlagstöcken am Kopf verletzt (landes-zeitung.de).
Witten: Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Polizei nach Neonazi-Kundgebung am Samstag: Trotz Beschwerden unterband die Polizei das öffentliche und mehrfache Absingen der so genannten Hitlerjugend-Hymne "Ein junges Volk steht auf" nicht, das als "Pflichtlied" der HJ in Musik und Text verboten ist (DerWesten).
Nach Monaten in der Versenkung drängt die NPD in Berlin wieder in die Öffentlichkeit. Am 18. September will die rechtsextreme Partei mit einer Kundgebung und einem Rechtsrockkonzert vor dem Bahnhof Schöneweide Anhänger mobilisieren (taz).
Am vergangenen Wochenende fand erneut das so genannte „Rudolf Heß Gedenkturnier“ im Vogtland statt. Rund 100 Neonazis aus Bayern, Thüringen und Sachsen traten bereits zum zehnten Mal zu Ehren des Hitler-Stellvertreters gegeneinander an (bnr.de)
Oranienburg: Bewährungsstrafen für lautes "Landser"-Lieder-Singen und Bei-einem-versuchten-Brandanschlag-Dabeisein (Märkische Allgemeine).
Dresden: Die Jüdische Gemeinde ist geschockt über den Anschlag vom Sonntag und macht in der Stadt einen aggressiven Antisemitismus aus. Bedroht fühlt sie sich dennoch nicht (Sächsische Zeitung).
"Böhse Onkelz"-Sänger Kevin Russell muss sich rund ein dreiviertel Jahr nach einem Verkehrsunfall mit zwei Schwerverletzten vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Der Prozess beginnt am 24. September (Echo Online).
Dortmund: Mit einem Friedensfest will die Stadt Dortmund ein Zeichen gegen einen für Samstag angekündigten Neonazi-Aufmarsch setzen. Die Veranstaltung am Samstagabend unter dem Motto "Für Dortmund. Gegen Nazis" mit der Rockband Purple Schulz und den German Tenors solle den Neonazis klar machen, das sie in der Stadt nicht erwünscht seien, erklärte Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) am Montag in Dortmund (epd.de).
Hannover: So genannte "Autonome Nationalisten" haben am Freitag zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ihre Schülerzeitung „bock“ an Schulen in der hannoverschen Südstadt verteilt (Hannover Zeitung). In Wunstorf (Region Hannover) haben Neonazis an einer Schule mit Plakaten und Flyern für eine rechte Demonstration geworben (BILD).
Die Berliner rechtsextreme Szene: Gewalttätige Aktionen und inhaltliche Schwäche (mut-gegen-rechte-gewalt.de).
Am 1. September verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über eine Klage gegen das Verbot des Vereins „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ). Denn das im März 2009 ausgesprochen Verbot gegen die wichtigste neonazistische Nachwuchsorganisation ist noch nicht rechtskräftig – wegen der Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht (npd-blog.info).