Unter feministischen Gesichtspunkten sind die "Mamas gegen Hooligans" in Brasilien tatsächlich nichts weiter, als ein sexistischer PR-Gag.
Steffi Reichert // cc // flickr.com

"Mamas gegen Hooligans"? - Patriarchale PR!

Gestern jubelte Fussball-gegen-Nazis.de über die lustige Idee der Mamas gegen Hooligans/ MaGeHo in Brasilien. Nicole Selmer veröffentlichte am gleichen Tag eine Gegenposition auf ihrem Blog. Die Journalistin schreibt für das österreichische Fußballmagazin Ballesterer und publiziert zu Themen wie Feminismus und Fußballfankultur. Sie findet: Die Security Moms von Recife sind ein PR-Gag des Vereins, die Idee friedliebender Frauen ein PR-Gag des Patriarchats.

Von Nicole Selmer, erstmals erschienen auf ihrem Blog

Gewalt? Da machen wir was mit Frauen. – Diese Idee entwickelt immer wieder und womöglich sogar immer mehr Überzeugungskraft. Von der Überzeugung, dass ein steigender Frauenanteil bei Public Viewings Fußballgroßveranstaltungen in den letzten zehn Jahren friedlicher gemacht habe, bis zur Durchführung von sogenannten Geisterspielen in der Türkei, bei denen keine Männer, dafür jedoch Frauen und Kinder zugelassen sind. Der neueste Einsatzort der weiblichen Blauhelmtruppen im Fußball: Recife in Brasilien. Dort hat der Sport Club do Recife für das traditionell umkämpfte Derby gegen Nautico 30 Mütter als Ordnerinnen aufgeboten. Nicht irgendwelche Mütter, sondern Mütter der Hooligans, wie die Presse in aller Welt eifrig berichtete. Der Verein selbst spricht allerdings nur davon, dass es Mütter von Fans seien. Auch ein anderes Detail der Aktion geht im Medienecho teilweise unter, nämlich die Tatsache, dass das Ganze die Idee einer PR-Agentur ist.

Wenn es denn wirklich so wäre, dass Frauen der friedenbringende Teil unserer Spezies wären – und allein meine aggressiven Impulse beim Nachdenken über Aktionen wie in Recife und deren Echo sprechen deutlich dagegen – sollten wir uns das dann nicht etwas konsequenter zunutze machen? Wozu Friedensgespräche in Minsk zwischen einer kinderlosen Frau und ein paar Männern, wenn 50 ostukrainische Mütter rund um Donezk die Sache lösen könnten? Und warum das Ganze im Fußball auf den Tribünen enden lassen? Glaubt irgendjemand, dass es im Exekutivkomitee der FIFA friedlich zugeht? – Eben. Da die meisten der dort versammelten Herren vermutlich zu alt sind, als dass man auf ihre Mütter zurückgreifen könnte, wäre es am einfachsten, das Komitee komplett gegen Frauen auszutauschen. Quasi ein türkisches Geisterspiel als Sanktion gegen den Verband. Das wird natürlich nicht passieren, denn ganz so ernst gemeint ist die Idee der weiblichen Friedfertigkeit eben doch nicht. Die Security Moms von Recife sind ein PR-Gag des Vereins, die Idee friedliebender Frauen ein PR-Gag des Patriarchats.

 

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