Einer der führenden Köpfe bei "GSV Mach dich fit": Enrico Biczysko
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Kein Sport für Neonazis

Der Landessportbund Thüringen hat den Verein "Mach dich fit" ausgeschlossen, weil dort Rechtsextreme federführend aktiv sind. Das Beispiel zeigt: Aufklärung und öffentlicher Druck sind wichtig, damit Neonazis aus dem Sportbereich erfolgreich verdrängt werden können.

Von Joachim Wolf

"Mit dem Ausschluss wollen wir deutlich zeigen, dass im organisierten Sport kein Platz für jegliche Art von Extremismus ist.  Wir tolerieren keinerlei  Aktivitäten oder Verbindungen, die dazu dienen könnten, unter dem Deckmantel des organisierten Sports rechtsextremistische Aktivitäten organisieren zu wollen"- mit diesen deutlichen Worten begründete LSB-Präsident Peter Gösel  laut dpa den einstimmigen Beschluss des Präsidiums, den Verein auszuschließen. Außerdem verweist der Landessportbund darauf, dass "Mach dich fit" durch die Einstellung einiger seiner Mitglieder gegen die Satzung des LSB verstößt. Und in der Tat heißt es in dem im November 2012 verabschiedeten Grundsätzen des Landessportbundes: "Grundlage des Wirkens des LSB Thüringen ist sein Bekenntnis und das seiner Mitglieder, Organe und Gremien zur freiheitlich demokratischen Grundordnung." Und: "Der LSB Thüringen vertritt den Grundsatz religiöser, ethnischer und weltanschaulicher Toleranz so wie der Wahrung seiner parteipolitischen Neutralität. Er missbilligt rassistische, verfassungs- und fremdenfeindliche Bestrebungen entschieden und tritt gegen jegliche Art von Extremismus ein." Deutlicher kann man sich kaum von den menschenfeindlichen und antidemokratischen Bestrebungen der Neonazis distanzieren – und somit ist die Satzung des Landessportbundes als vorbildlich zu bewerten. Ebenso wie die Entscheidung, den Verein aus dem Verband auszuschließen, die ja erst aufgrund dieser klar formulierten Satzung möglich war. Doch das aktuelle Beispiel zeigt leider auch, wie wichtig Aufklärung und öffentlicher Druck sind, wenn es darum geht, Neonazis aus dem Sportbereich erfolgreich auszuschließen.

Dem Ausschluss vorangegangen war nämlich ein offener Brief des Sprecherrates des "Weimarer Bürgerbündnisses gegen Rechtsextremismus". Dort heißt es über "Mach dich fit": "Seine Mitglieder sind teils identisch mit dem extrem-rechten Verein 'Pro Erfurt' und haben teils Verflechtungen in das Umfeld des gerade in Weimar und Erfurt durch seine häufigen Demonstrationsanmeldungen bekannten Neonazis Michael Fischer." Und weiter: "Sollten sich sowohl der Landes-, als auch der Stadtsportbund nicht von diesem Verein trennen, so läuft die in der Öffentlichkeit durch Sie oft vorgetragene Losung  'Sport frei – von Extremismus' ins Leere und wäre nicht mehr als eine Worthülse." Mitte März 2013 berichtete außerdem die Website publikative.org ausführlich über die Verflechtungen des Vereins mit der Neonazi-Szene in der Region. Als einer der führenden Köpfe wurde Enrico Biczysko genannt. Und auch "Die Linke" im Thüringer Landtag veröffentlichte zu diesem Zeitpunkt eine Mitteilung, in der es heißt: "Wenn einschlägig bekannte Neonazis einen Verein gründen, um gemeinsam Kampfsport zu trainieren, dann sollten alle Alarmglocken schrillen. Denn hier geht es offenbar nicht um harmlose Freizeitgestaltung, sondern darum, sich für Gewalt fit zu machen." Die Partei kündigte darüber hinaus eine Anfrage an die Landesregierung an, mit der sie herausfinden wollte, ob und seit wann den Behörden der rechtsextreme Kampfsportverein bekannt sei. Kurz darauf forderte auch der Thüringer Landessportbund vom Innenministerium Informationen über die rechtsextremen Aktivitäten des Vereins an. Gegenüber dem Sender "MDR Thüringen" gab der Landesgeschäftsführer des Sportbundes, Rolf Beilschmidt, an, die Vorwürfe seien bisher nicht bekannt gewesen. Deshalb sei der Verein auch als Mitglied aufgenommen worden.  Am 18. April wurde schließlich das  Ausschlussverfahren gegen "Mach dich fit" eingeleitet an dessen Ende der nun einstimmig beschlossene Ausschluss des Vereins stand.

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