Boris Becker mit einem Schal der "Chelsea Headhunters" und zugehörigem Totenkopf-Logo
Screenshot Twitter @Senfkutte

Boris Becker mit Schal von rechten Hooligans: "Weißt du, was du trägst?"

Beim gestrigen Champions-League-Achtelfinale FC Chelsea gegen Paris St. Germain wurde Boris Becker mit einem Schal der Hooligan-Gruppierung "Chelsea Headhunters" abgelichtet. Ob gewollt oder nicht, hat er damit Werbung für Rassismus und Gewaltbereitschaft gemacht.

Von Frederik Schindler

"Ich sage ja auch ganz klar in diesem Buch, dass ich stolz Deutscher zu bin", verkündete der ehemalige Tennisprofi Boris Becker im vorvergangenen Jahr bei der Vorstellung seines Buches "Das Leben ist kein Spiel" auf der Frankfurter Buchmesse. Dass Becker nicht nur stolzer Deutscher, sondern auch stolzer Chelsea-Hooligan ist, ist zwar nicht zu vermuten. Doch beim Rückspiel des Champions-League-Achtelfinales bei seinem Lieblingsverein in London hatte er offenbar keine Probleme, Zeichen der genannten berüchtigten Gruppierung zu tragen.

Die "Chelsea Headhunters" wurden in den 1960er-Jahren als "Chelsea Shed boys" gegründet und waren vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren für gewalttätige Aktionen im und um das Stadion verantwortlich.  Zäune kamen in die englischen Stadien, weil u.a. die "Headhunters" mit Ausschreitungen das Sicherheitsrisiko für die Spieler und Verantwortlichen deutlich erhöhten. Ihre Mitglieder verbreiten rassistische Ansichten und haben Kontakte zu neonazistischen und terroristischen Organisationen - beispielsweise zu "Combat 18", dem bewaffneten Arm des "Blood and Honour"-Netzwerks, wie ein Enthüllungsjournalist im Jahr 1999 nachwies. Doch auch in den vergangenen Jahren war die Gruppierung immer wieder an gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt: 2011 wurden nach Hooligan-Schlägereien mit der Cardiffer Gruppe "Soul-Crew" Gefängnisstrafen gegen Mitglieder ausgesprochen , zuletzt sorgten Randale beim Champions-League-Viertelfinale im letzten Jahr in Paris für Schlagzeilen.

Das alles mag Becker nicht gewusst haben, wie er der BILD-Zeitung bereits mitteilte: "Ich besitze sicherlich zehn Schals und habe einfach einen gegriffen, den ich vor Jahren an einem Stand vor dem Stadion gekauft habe. Ich bin der Letzte, der Hooligans unterstützt!", so der ehemalige Wimbledon-Sieger. Das ist glaubwürdig. Becker tatsächlich Sympathien für eine rechtsradikale Hooligan-Gruppierung zu unterstellen, wäre natürlich Unsinn – und selbst wenn er sie hätte, würde er sie wohl kaum so offen zeigen. Doch hier ist an einen Spruch der Fanprojekte zu erinnern, die 2008 in einer gemeinsamen Aktion gegen neonazistische Symbole in Stadien fragten: Weißt du, was du trägst?

Boris Becker ist sich bewusst, dass er als prominente Persönlichkeit überall unter Beobachtung steht. Natürlich auch, wenn er privat mit seiner Frau ins Stadion geht, um als Fan ein Spiel des FC Chelsea zu sehen. Man kann von ihm erwarten, dass er sich informiert, was da eigentlich auf seinem Schal steht – damit er nicht unwissentlich Werbung für Nazi-Hools macht.

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