17.06.-22.06.2015

"Widerstand Ost/West" - Massive Proteste gegen Pegida-Ableger in Frankfurt +++ Bremer Hooligans machen mobil - "Gemeinsam Stark" Aufmarsch in Hamburg geplant +++ Rechte Hooligans wollen zurück nach Köln +++ SV Waren 09 suspendiert mutmaßlich rechtsextremen Jugendtrainer +++ Nach Angriff von Hooligans - Das Schweigen durchbrechen +++ An alle Frauenfußball-WM Nörgler: Bitte einfach mal … was anderes gucken! +++ Vermarktung der Fußball-WM in Kanada - Sponsoren, Hype und Sexyness +++ Neue Borussenfront im Fokus der Bundespolizei +++ Wie Lok Leipzig mit seinen Problemfans umgeht - Acht lange Minuten +++ Warum die Liebe der Nazis zur Nationalmannschaft auf eine harte Probe gestellt wird +++ Schwul-lesbische Fußball-EM in Hamburg - Eklatanter Spielermangel +++ Bei Anti-Rassismus-Kick: Juso beschwert sich über "Negerbonus" +++ Integration - Der Ball ist die Brücke +++ "Welcome United 03" von 11Freunde zur "Fanaktion des Jahres" gekürt +++  Ausschreitungen bei Neonazi-Demo in Bratislava +++ Does Bosnian Football Have an Anti-Semitism Problem? +++ Termintipp Podium über Homosexualität im Fußball

Die wöchentliche Presse- und Blogschau auf fussball-gegen-nazis.de

"Widerstand Ost/West" - Massive Proteste gegen Pegida-Ableger in Frankfurt

Mit Sitzblockaden und massiven Protesten haben sich am Samstag rund 2000 Menschen in Frankfurt am Main einem Aufzug von etwa 250 Islamgegnern, Nationalisten und Hooligans entgegengestellt. (RP Online, Spiegel Online) Das rechte Bündnis „Widerstand Ost West“ demonstriert in der Frankfurter City. An Junghof- und Goethestraße bildet die Polizei Kessel. Einsatzkräfte nehmen eine Person fest, die Polizisten am Kopf verletzt hat. Die Ereignisse des Tages im Minutenprotokoll zum Nachlesen. (FR Online) Frankfurt am Main und Frankfurt an der Oder - immer wieder führt das bei ausschließlicher Verwendung des Begriffs Frankfurt zu Problemen. So haben am Samstag auch Demonstranten in Frankfurt an der Oder gestanden, statt in Frankfurt am Main. Alexander S. schreibt dazu auf Facebook: "Ihr hättet früher etwas besser drauf hinweisen können, dass frankfurt AM MAIN gemeint war!!! Hab mit paar Patrioten extra von Mannheim aus eine Anreise nach Frankfurt AN DER ODER organisiert und ich sag euch eins: wir waren da nicht die einzigen!!! unglaublich, fühlen uns verarscht und dumm." (FR Online)

Bremer Hooligans machen mobil - "Gemeinsam Stark" Aufmarsch in Hamburg geplant

Hooligans mobilisieren im Internet und in der Szene derzeit bundesweit für eine geplante Demonstration in Hamburg. Unter dem Slogan "Gemeinsam sind wir stark", will der gleichnamige Ableger der "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) am 12. September dort am "Tag der Patrioten" durch die Innenstadt marschieren. (Weserkurier) Eine entsprechende Anmeldung liegt der Versammlungsbehörde vor. Landes- und Bundespolizei erwarten gewalttätige Gegendemonstrationen und bereiten sich bereits auf Ausschreitungen vor. Wie die "Welt" unter anderem aus Sicherheitskreisen erfuhr, sollen Neonazis hinter der Aktion stehen, die von der "Hooligans gegen Salafisten"-Bewegung (Hogesa) unterstützt wird. (WELT Online) Marcel K. steht im schwarzen Windbreaker vor der Nordtribüne des Weserstadions. Im Hintergrund wehen grün-weiße Fahnen. Auf K.s schwarze Wollmütze ist der Schriftzug "Hooligan" gedruckt. In dem Video, dass auf der Online-Plattform "Youtube" hochgeladen wurde, fordern K. und andere Mitglieder der Vereinigung "Gemeinsam sind wir stark" die Zuschauer auf, sich ihnen anzuschließen. "Wir fragen dich auch nicht, was du gestern getan hast, welcher Partei oder welchem Verein du angehörst", sagt K. in die Kamera. Bekannt ist K. als "Captain Flubber". (Weser Kurier)

Rechte Hooligans wollen zurück nach Köln

Ein Jahr nach der gewalttätigen Demonstration von "Hooligans gegen Salafisten" in Köln organisiert das gleiche Spektrum erneut eine Demonstration in der Domstadt. Dominik Roeseler hat für Sonntag den 25. Oktober 2015 eine Versammlung in Köln angemeldet. Dies bestätigte die Pressestelle der Polizei Köln gegenüber Faszination Fankurve. Die Demonstration soll am 25. Oktober zwischen 14.00 und 20.00 Uhr stattfinden. Roeseler, Politiker von ProNRW und Fan von Borussia Mönchengladbach, meldete bereits die Demonstration im vergangenen Oktober an. (Faszination-fankurve.de, RP Online)

SV Waren 09 suspendiert mutmaßlich rechtsextremen Jugendtrainer

Er ist raus. Rene D. wird vorerst als Trainer beim SV Waren 09 nicht mehr in Aktion sein. Der Verein möchte erst herausfinden, ob es stimmt, dass ihr Übungsleiter mit der rechtsextremen Szene sympathisiert. Auf Facebook will man seit langem Wissen, dass an den nun laut gewordenen Vorwürfen was dran ist. Sein offenes Profil zeigt dies auch eindeutig. Trotzdem diskutieren viele in dem sozialen Netzwerke: Das Eine, seine rechte Gesinnung, habe mit dem Anderen, dem Sport, nichts zu tun, so lange er seinen Job gut macht und seine Meinung für sich behalte. Das sehen einige Eltern anders. Der Jugendtrainer könne seine offensichtliche Gesinnung nicht von seiner öffentlichen Arbeit mit Kindern trennen. „So etwas geht nicht. Und erst recht nicht in einem Sportverein“, sagte eine Mutter. Dass es schon Diskussionen wegen eines Tattoos und eines Thor-Steinar-Shirts gegeben habe, hätte für den Verein Anlass sein müssen, „da mal tiefer hinter die Kulissen zu blicken“, so die Warenerin. (Nordkurier, NDR Online) Auch der Blog "Wir sind Müritzer" schreibt darüber und zeigt Screenshots des Trainers, die die Vorwürfe erhärten.

Nach Angriff von Hooligans - Das Schweigen durchbrechen

Das Wuppertaler Bündnis gegen Nazis übt scharfe Kritik an der Polizei im Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf einen türkischen AZ-Besucher am 11. April. "Es gibt einen Mordanschlag von Hogesa-Anhängern auf einen türkischen Mitbürger – und der Oberbürgermeister schweigt. So etwas passiert doch nicht alle Tage", machen sie ihrer Wut und dem Unverständnis Luft. "Dabei", so stimmt Gerd-Peter Zielezinski von der Linken zu, "muss Peter Jung Verantwortung übernehmen. Wenn er den Anschlag nicht kritisiert, gibt er den Nazis damit recht." (Wuppertaler Rundschau)

An alle Frauenfußball-WM Nörgler: Bitte einfach mal … was anderes gucken!

Die Frauenfußball-WM in Kanada scheint für einige der perfekte Anlass zu sein, nach Herzenslust daran herumzumeckern. Doch die Nörgelei ist völlig daneben. "Was ich am Frauenfußball toll finde? 45 Bälle im Spiel ;)" (https://twitter.com/Zombiekinghouse/status/607628179759632385) Den kannten Sie jetzt aber, oder? Ein echter Schenkelklopfer gleich zu Beginn der Frauen-WM in Kanada. Da weiß man(n), wo es auf Twitter langgeht. Aber auch jenseits des offenen Sexismus auf manchem Kanal der (a)sozialen Medien scheint es vielen Beobachtern ein echtes Bedürfnis zu sein, angesichts der WM Ihre Abneigung oder Irritation gegenüber Frauenfußball zum Ausdruck zu bringen. (Ruhrbarone.net) Nach einer Woche Weltmeisterschaft wird offensichtlich: Auch die Fernsehsender sind mit dem Thema Frauen und Fußball noch immer überfordert. (Tagesspiegel)

Vermarktung der Fußball-WM in Kanada - Sponsoren, Hype und Sexyness

Frauenfußball findet in einer Nische abseits des großen Vermarktungsbusiness statt. Die deutschen Spielerinnen fühlen sich ganz wohl dabei. (taz)

Neue Borussenfront im Fokus der Bundespolizei

Sie schlagen zu, rauben aus, zerstören und böllern: 1000 Hooligans aus dem Ruhrgebiet sind für rund 600 Straftaten verantwortlich. Die Bundespolizei blickt mit Sorgen auf die neue Bundesliga-Saison. Sechs Fakten über Desperados, Borussenfront und andere Straftäter aus dem Fußball-Umfeld. Die rechtsextreme Borussenfront fällt auch durch Straftaten gegen Ausländer auf. (Der Westen)

Wie Lok Leipzig mit seinen Problemfans umgeht - Acht lange Minuten

Am vergangenen Wochenende randalierte Fans von Lok Leipzig beim Spiel in Erfurt. Der Imageschaden ist wieder einmal groß. Dabei kämpft der Klub schon länger gegen ein Klima der Angst. Inzwischen ist der Verein sehr aktiv in der Fanarbeit. Als Wendepunkt gilt dabei das Auswärtsspiel in Babelsberg 2013, als Hooligans den gegnerischen Block sowie den Platz stürmten. Rädelsführer dabei waren Mitglieder der Fangrupperiung "Scenario Lok", über die es im sächsischen Verfassungsschutzbericht 2014 heißt: "Die bei Scenario Lok aktiven Rechtsextremisten stammten aus dem Umfeld der NPD/JN oder den örtlichen neonationalsozialistischen Strukturen." (11Freunde.de) Sportdirektor und Ex-Nationalspieler Mario Basler denkt nun über einen Rücktritt nach. Auch er kam nicht ungeschoren davon. (WELT online)

Warum die Liebe der Nazis zur Nationalmannschaft auf eine harte Probe gestellt wird

Man kann es sich bei all dem so genannten "positiven Patriotismus", der seit 2006 alle zwei Jahre in den Farben Schwarz, Rot und Gold durch die Straßen der Republik fegt, kaum noch vorstellen, aber: Fast vier Jahrzehnte lang war die Nationalmannschaft so ziemlich das Nicht-Nationalste, was man sich in Deutschland vorstellen konnte. Im Internet echauffiert sich die politische Rechtsextreme inzwischen über den neuen Namen der National-Elf, "Die Mannschaft". Der Hass richtet sich besonders auf die Nationalspieler mit Migrationsgeschichte und hat eine tiefergehende Ursache. Es ist ein Problem, das dem deutschen Fußball schon seit Jahrzehnten innewohnt: Eine Minderheit der Fans missbraucht die DFB-Elf, um verkappte Allmachtphantasien und kaum versteckten Chauvinismus auszuleben. (Huffingtonpost)

Schwul-lesbische Fußball-EM in Hamburg - Eklatanter Spielermangel

Knapp 400 Fußballer nahmen an der schwul-lesbischen Fußball-EM in Hamburg teil. Doch nicht alle Mannschaften haben die gleichen Voraussetzungen. (Tagesspiegel) Am vergangenen Wochenende fand in Hamburg die schwullesbische Fußball-EM statt. 400 Freizeitkicker aus neun Ländern wollten ein Zeichen setzen: Für Toleranz und gegen Ausgrenzung. Ein Turnier auf dem Weg zu Normalität, findet Ronny Blaschke. (Deutschlandfunk)

Bei Anti-Rassismus-Kick: Juso beschwert sich über "Negerbonus"

Ausgerechnet bei einem Fußballturnier gegen Rassismus ist eine rassistische Äußerung gefallen. Ein Juso-Mitglied beschwerte sich über einen "Negerbonus". (Augsburger Allgemeine)

Integration - Der Ball ist die Brücke

Allein für das Jahr 2015 werden bis zu 550.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet. Das Kölner Aktionsbündnis #TürAuf hat sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen im Raum Köln den Start in der neuen Umgebung zu erleichtern. Mit Hilfe eines Fußballturniers. (Deutschlandfunk) Der FC Eschwege stand in der Kreisklasse vor dem Aus. Es kamen kaum Spieler zum Training, das Team verlor nur noch. Dann kickten Flüchtlinge mit - seitdem geht es steil bergauf. (Stern) Roger Lewentz, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der deutschen Innenminister-Konferenz, betonte im DLF die Bedeutung des Sports bei der Integration von Flüchtlingen. (Deutschlandfunk)

"Welcome United 03" von 11Freunde zur "Fanaktion des Jahres" gekürt

Der SV Babelsberg 03 erhielt die freudige Nachricht, dass der Verein vom Fußball-Fachmagazin "11Freunde" mit dem Preis "Fanprojekt des Jahres" ausgezeichnet wird. Mit dem Preis ehrt die Redaktion des Heftes die Faninitiative, die zur Gründung der Mannschaft führte und natürlich auch den Verein selbst. Die Preisverleihung findet am 11. Juli 2015 in Düsseldorf statt. (SV Babelsberg03)

Ausschreitungen bei Neonazi-Demo in Bratislava

Unter dem Titel "Stopp der Islamisierung Europas" haben tausende Menschen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava gegen die Aufnahme von Flüchtlingen demonstriert. Zu der Kundgebung am Samstag hatten mehrere rechtsextreme Gruppen und zwei Vereinigungen von Fußball-Hooligans aufgerufen. (Nachrichten.at) Bis zu 5000 demonstrierten gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Am Ende eskaliert die Lage, Flaschen und Steine fliegen. (FR Online)

Does Bosnian Football Have an Anti-Semitism Problem?

Is a new anti-Semitism emerging in Bosnia-Herzegovina? Dario Brentin analyzes the phenomenon inside and outside the football stadium. (Balkanist.net)

"Die Dynamo-Fanszene heterogener ist, als sie von außen oft wahrgenommen wird" – Interview mit antirassistischer Faninitiative

Gastfreundschaft versteht man international. Dass Dynamo Dresden aber 300 Flüchtlinge zu einem Heimspiel eingeladen hatte, rief bei Anhängern des Vereins gespaltene Reaktionen hervor. Im Netz kassierte der Drittligist hunderte Kommentare, viele in der Grauzone zwischen scharfer Kritik und offener Fremdenfeindlichkeit. Allzu leicht wäre es, die Fans des Drittligisten mal wieder pauschal zwischen "Pegida" und Stereotypen über ostdeutschen Ressentiments zu verorten. Aber dem Shitstorm blies Gegenwind entgegen.

Seit inszwischen neun Jahren arbeitet die Initiative "1953 International" mit daran, dass Toleranz und Antirassismus im durchaus nicht immer unproblematischen Dynamo-Umfeld eine gewichtige Stimme stellen. Wir haben uns mit den Initiatoren über Etappensiege, die Antifa und die ungebrochene Faszination der SG Dynamo Dresden unterhalten. (Faszination-Fankurve)

Termintipp Podium über Homosexualität im Fußball

Montag, 29. Juni 2015, 18.00 Uhr - Deutsches Historisches Museum, Zeughauskino

Über Jahre wurde Homosexualität im Fußball als das „letzte große Tabu“ beschrieben. Die Spekulationen um ein Coming-out eines prominenten Spielers prägten die Debatte. Anfang 2014 ging der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit. Ist der deutsche Fußball seitdem offener und toleranter geworden? Wie steht es um Klischees, Diskriminierung und Geschlechterrollen fernab des Rampenlichts? Bei der Podiumsdiskussion ergründen Vertreter_innen die strukturellen Abwertungsmuster des Fußballs. Und sie diskutieren vorbeugende Konzepte, damit homophobe Einstellungen gerade bei jungen Sportler_innen gar nicht erst entstehen. (Facebook)

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