Das TIKOzigalpa ist ein alternatives Wohn- und Kulturprojekt in Wismar. Es ist Neonazis in der Region schon mehrfach angegriffen.
TIKOzigalpa

„Wismarer Bürgerwehr“ attackiert Wohn- und Kulturprojekt TIKOzigalpa sowie seine Gäste

Das Kulturzentrum TIKOzigalpa in Wismar gerät erneut ins Visier gewalttätiger Neonazis. Vergangene Woche gab es diverse Vorkommnisse, von Bedrohungen wie Hakenkreuzschmierereien bis zu bewaffneten Angriffen und Flaschenwürfen auf Jugendliche. Besonders erschreckend: Ein Täter rief: "PEGIDA hat uns gezeigt, wie es geht." Und illustriert, wie ermutigend die Demonstrations-Erfahrungen sind.

Pressemitteilung vom TIKOzigalpa

Erneut Hakenkreuz an der Stadtvilla angebracht. Weiterhin NPD-Propaganda am Haus verklebt. TIKOzigalpa sieht Vorfälle im Zusammenhang mit rassistischen und gewalttätigen MVGIDA-Aufmärschen.

In der Nacht vom 18. zum 19. April griffen zwei maskierte und bewaffnete Männer Gäste des TIKOzigalpas an. Die beiden vermummten Personen warfen Glasflaschen auf die vor dem Wohn- und Kulturprojekt stehenden Jugendlichen, verletzten jedoch glücklicherweise niemanden.
Die mit Quarzsandhandschuhen und einem Teleskopschlagstock bewaffneten Angreifer bezeichneten sich in dem darauf folgenden Wortgefecht als „neue Wismarer Bürgerwehr“ sowie als „bekennende Nationalisten“ und drohten mit dem Abbrennen des Wohnhauses, in welchem zur Zeit 10 Erwachsene mit Kindern leben. Die eintreffenden Polizisten veranlassten die „Wismarer Bürgerwehr“ zur Flucht Richtung Altstadt und konnten trotz der Verfolgung keine Täter festsetzen.

An den darauf folgenden Tagen entdeckten Nachbar_Innen und TIKO-Bewohner_Innen NPD-Aufkleber am Haus, welche den bevorstehenden Neonaziaufmarsch am ersten Mai in Neubrandenburg bewerben. Darüber hinaus wurde die Fassade am Seiteneingang mit einem ca. 50 x 50 cm großen blauen Hakenkreuz beschmiert, welches bereits entfernt wurde.

Hannes Anders vom TIKOzigalpa sieht den Vorfall in direktem Kontext mit den rassistischen Angriffen und Randalen, welche sich in jüngster Zeit in Wismar ereigneten. „Ich denke an die ägyptischen Geflüchteten, brennende Briefkästen und Flaschenwürfe vor dem Flüchtlingsheim“, so Anders zur Situation in Wismar. „Vor diesem Hintergrund ist es für uns um so Besorgnis erregender, dass die Angreifer mit dem Abbrennen des TIKOzigalpas drohten.“ Das TIKOzigalpa sieht diesen rechten Terror als logische Konsequenz aus den MVGIDA-Aufmärschen, bei denen sich Neonazis und extrem Rechte jeglicher Couleur vernetzen und gemeinsam Gewalterfahrungen sammeln können. „PEGIDA hat uns gezeigt, wie es geht“, soll ein Angreifer aus der selbsternannten „Wismarer  Bürgerwehr“ gesagt haben. „Leider scheint die Wismarer Öffentlichkeit diesen Zusammenhang nicht zu sehen.“, sagt Hannes Anders dazu.

Als Antwort präsentiert das TIKOzigalpa in den kommenden Monaten ein buntes Programm wie u.a. eine Buchvorstellung mit der Journalistin Andrea Röpke, ein Konzert mit der französischen Punkband Makach, dass Fest zum 17. Jahrestag des TIKOzigalpas, den Film „Wir sind jung. Wir sind stark.“ sowie antirassistisches Theater nach der Sommerpause - gemäß dem Motto des TIKOzigalpa: Kultur schlägt Faschismus!

Siehe auch:

Die Naziszene in Nordwestmecklenburg (netz-gegen-nazis.de)

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